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20.06.2017 News

„Immer diese Werbung…“ Man steht in der Schlange, um ein Päckchen abzugeben, schaut sich ein wenig um und auf den Bildschirmen an der Wand wird immer wieder dasselbe abgespielt. Mittlerweile sind wir den Konsum von Werbung so sehr gewöhnt, dass wir nur dann stehen bleiben, wenn uns etwas interessiert und der Rest wird ignoriert. Das will die Deutsche Post in ihren Filialen ab jetzt mit Werbung, die anhand von Gesichtserkennung Spots abspielt, ändern.

Werbung mit Adpack
In 40 Partnerfilialen in Berlin und Köln können Kunden der Deutschen Post jetzt während sie warten, abgestimmte Werbeanzeigen sehen. Das Prinzip läuft ähnlich wie bei Google oder Facebook, nur nicht ganz so persönlich. Die Software Adpack, die vom Berliner Startup IDA Indoor Advertising GmbH entwickelt wurde, erfasst, sobald der Kunde sich dem Infotainment-Bildschirm nähert, mit einer Kamera Alter und Geschlecht des Kunden und spielt anhand von Metadaten die entsprechende Werbung ab. Allerdings ist es keine gezielte Werbung, eher eine allgemeine Einschätzung der Zielgruppe. Sie geht nicht ganz auf die persönlichen Interessen oder Daten der Kunden ein. Angezeigt werden, neben dem Portfolio der Post, auch Nachrichten, Produktinformationen oder Wetterdaten.

Die Sache mit dem Datenschutz
Was den Datenschutz angeht, hat die Deutsche Post keine Bedenken, da Adpack keine weitgehende Identifizierung der einzelnen Person durchführen kann. Daher sei eine Information während der Testphase des Systems in den Filialen nicht notwendig. Das System kann nicht auf personenbezogene Daten zugreifen und speichert auch keine Bilder. Die IDA verweist außerdem auf das vorhandene E-Privacy-Siegel und betont, dass Adpack ausschließlich nur an Orten verwendet wird, die auch als „videoüberwacht“ gekennzeichnet sind. Trotz alledem wird die Deutsche Post stark von der datenschutzpolitischen Sprecherin der Grünen im Bayrischen Landtag, Verena Osgyan, kritisiert. Das Unternehmen befinde sich mit diesem Projekt im datenschutzrechtlichen Graubereich und sollte seine Kunden über diese Maßnahmen informieren.

Echtzeitkontrolle
Diese Art und Weise des Werbemarketings soll die Kundenzufriedenheit in den einzelnen Filialen steigern, und durch die Echtzeitaufnahmen können Werbekunden jederzeit überprüfen, ob die von ihnen ausgestrahlte Werbung auch auf die festgelegte Zielgruppe zutrifft, welches Alter oder Geschlecht der aktuelle Zuschauer gerade hat und ob die Kunden sich ein Werbevideo tatsächlich angucken oder doch lieber weiter gehen. Dadurch kann das Mediabudget besser genutzt und eingeteilt werden.

Fazit
Der Ansatz, eine Werbung zu kreieren, die nicht der Masse gilt, sondern eingeteilten Zielgruppen entspricht, ist sehr interessant. Dennoch wäre es vorteilhafter, seine Kunden zusätzlich zu informieren.

Quelle:
golem.de
welt.de