Grenzen im Job setzen – ist es wirklich so einfach?

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Jeder kennt diese Situation: Der Feierabend ist zum Greifen nah, doch dann: Das Telefon klingelt, letzte und natürlich wichtige Emails trudeln im Postfach ein und die Kollegen*innen haben noch dieses eine letzte Anliegen, das sich wie Kaugummi zieht. Tagtäglich erleben viele Berufstätige in ihrem Job genau diese Situation. Was du tun kannst, um in Zukunft stressfreier und auf der sicheren Seite zu sein und warum es wichtig ist, auch mal „Nein“ zu sagen, erfährst du im folgenden Artikel.

Gründe für die „Ja-Sager-Mentalität“
Doch warum fällt das Setzen von Grenzen im Job eigentlich so schwer? An erster Stelle steht oft die Angst, etwas Negatives zu sagen. Eine Ablehnung bedeutet zeitgleich für viele eine Art Abschwächung oder Ignoranz des Wunsches der Vorgesetzten und/oder Kollegen*innen. Die Gesprächsebene droht sich zu verschieben, das Gefühl der Ablehnung und Kränkung kann sich ebenfalls schnell breit machen. Die Angst vor drohenden Konflikten oder gar Ausgrenzung und Jobverlust sind die treibenden Kräfte bei diesem Thema. Wer beispielsweise in einem größeren Unternehmen tätig ist, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren und nicht mehr benötigt oder gefragt zu werden, wenn es um geschäftliche Belange geht. So die (oft falsche) Denkweise.

Warum Grenzen im Job so wichtig sind
Um von diesem trügerischen Gefühl abzukommen, gilt es in erster Linie darum, dass ein „Nein“ keineswegs nur negativ gemeint sein muss, sondern auch für das eigene Selbstwertgefühl eine enorme Bedeutung hat. Karriereberaterin und –coachin Petra Barsch beispielsweise trennt eigene Grenzen daher ausdrücklich von dem Begriff „Egoismus“. Die goldene Regel des „Neinsagens“ bestehe darin, den richtigen Mix aus eigener Fürsorge und notwendiger Arbeit zu finden. Ziel muss sein, dass Grenzen klar definiert werden und somit Stress oder Ängste gar nicht erst auftauchen – Stichwort mentale Gesundheit. Denn wenn man sich besser fühlt, dann arbeitet man auch besser und effizienter.

Die richtige Herangehensweise ist wichtig
Eine (gegebenenfalls ausführliche) Erklärung, warum die jeweilige Aufgabe, die einem übertragen wird, aus welchen Gründen auch immer, im Moment nicht machbar ist, ist oft der Schlüssel zum Erfolg. Denn die richtige Kommunikation in einer sachlichen und ruhigen Art und Atmosphäre trägt dazu bei, dass einem selbst mehr Freiheiten in seinem Entscheidungsspielraum gegeben werden und man zusätzlich zu den Aufgaben, die sowieso anfallen, seine eigene Kapazität erkennt und kommuniziert. Und zwar klar, verständlich und auf der richtigen Ebene.
Ein Beispiel: Wenn zusätzliche Arbeit zugeteilt wird und man nicht direkt ablehnen will, ist eine Priorisierung sinnvoll. Mit der Frage, welche Aufgaben weggelassen oder später erledigt werden sollen, wird der Ball quasi wieder zurück an den Fragesteller gespielt, ohne unhöflich zu wirken. Das gleiche gilt, wenn das Gefühl der Überforderung einsetzt. Kollegen*innen freundlich um Entlastung zu bitten, funktioniert besonders dann gut, wenn man sich nicht direkt aus der Verantwortung zieht oder direkt abblockt. Verständnis für das Anliegen zu zeigen und einen eigenen Vorschlag zu entwickeln, kann die einfache Lösung des Problems sein – ohne Stress.

Der Weg ist das Ziel. Was leicht klingt, wird auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Schließlich wird es auch im Job immer wichtiger, sich selbst gut zu verkaufen und selbstbewusst aufzutreten. Gelingt dies auch im Umgang mit den eigenen Kollegen*innen und Vorgesetzten – natürlich nicht ausschließlich auf persönlicher Ebene – ist schon ein großer Schritt getan. Ohne Schuldgefühle „Nein“ sagen zu können, ist eine hohe Kunst, die es mit der Zeit zu lernen gilt.

 

Quelle:
ze.tt