Kommunikation – du kannst so hässlich sein

Trends

Ca. 500.000.000 Storys werden weltweit täglich auf Instagram geteilt. Eine beeindruckende Zahl, die unter anderem großen Einfluss darauf hat, wie wir auf das Gesehene reagieren. Denn fast jeder kennt und nutzt diese Funktion. Auch für Werbung werden Social-Media-Plattformen immer stärker genutzt, wobei die klaren Regeln und Entscheidungswege der klassischen Werbung den Ansprüchen der jungen Zielgruppe zum Teil im Wege stehen.

Zwischen Stream und Content Creator

Wir kennen es doch alle: Man scrollt z. B. durch seinen Instagram-Feed, sieht gefühlt hundert Bilder und dann − Moment, noch mal zurück, war da doch etwas Interessantes?
Unter 5 Sek. benötigen Zuschauer der Generation Y, Z und bald auch Alpha, um einen Beitrag zu erfassen. Unter 1,7 Sek., um herauszufinden, was einen zweiten Blick wert ist. Das ist im Vergleich zu den Vorgängern wahnsinnig fix und für das Marketing bereits entscheidend. In den ersten Sekunden muss ein Bild oder Video also punkten, um überhaupt die Beachtung der Nutzer zu finden.
Und damit nicht genug. Sie sind alle längst selbst Content Creator: Mal eben einen Snap oder eine Story gemacht oder der besten Freundin 10 Minuten Sprachnachricht senden. Generation Z wartet nicht mehr darauf, Inhalte geliefert zu bekommen, sondern verfasst sie einfach selbst. Es werden Bewertungen geschrieben, Kritik geäußert und Beiträge geteilt. Dabei rückt vor allem ungefilterte Ehrlichkeit und Selbstironie immer weiter in den Vordergrund.

Neue Erwartungen

Immer mehr Stars, Influencer und Normalos zeigen sich auch in sozialen Netzwerken, wie sie sind − ungeschminkt, mit Pickeln, Achselhaaren oder Narben. Diese Offenheit und Verletzbarkeit gehen noch mal einen Schritt weiter, als die bereits geforderte Authentizität und sorgen damit für ein besonderes Vertrauen bei Followern. Jeder Makel, Fehler oder schwache Moment kann in Sekundenschnelle schonungslos und öffentlich sichtbar kommentiert werden. Immer öfter werden Themen wie Geschlecht, Herkunft, Behinderung und Gesundheitszustand offen und zum Teil kritisch angesprochen.
Der ungebremste Erfolg von Storys, Live-Streaming und privater Überkommunikation ist der stärkste Treiber dieser Entwicklung, erklärt Eva Reitenbach (Geschäftsführerin der Werbeagentur Oddity in Berlin).

Diversity und Realismus sind nicht mehr nur Dove und Netflix vorbehalten

Der Abstand zwischen dem, was Unternehmen zeigen, und dem, was wahr ist, ist immer noch sehr groß.

Wie wir im letzten Newsletter bereits berichteten, lassen sich aber immer mehr Marken auf den Spagat zwischen Werbung und Ehrlichkeit ein. Verbraucher fordern immer stärker Marken, die sich klar positionieren und ihren Prinzipien folgen.

Todesurteil für die klassische Werbung?

Ist zwischen dieser ganzen Ehrlichkeit denn dann eigentlich noch Platz für die ganz klassische Werbung? Gut erzählte Geschichten bleiben weiterhin beliebt, auch wenn sie klar als Werbung gekennzeichnet sind und werden durch bessere technische Möglichkeiten vielleicht noch größer.
Dennoch besteht die Forderung, dass die Marke der Zielgruppe in ihrem Umfeld begegnet. Unternehmen sollten also auch gezielt auf Insights, Quantität, Aktualität und Realismus setzen.
Eva Reitenbach ist der Überzeugung, dass diese beiden Werbeformen als gegensätzliche Pole dominieren werden und alles andere dazwischen an Bedeutung verlieren wird.

Es bleibt also spannend, ob wir in Zukunft mehr ehrliche, menschlichere und vielseitigere Werbung sehen werden. Vielen Unternehmen fällt es noch schwer, sich von den starren Regeln der klassischen Werbung zu lösen und sich auf die neuen Generationen und ihre Eigenheiten einzulassen.

 

Quelle:
Wuv.de