Reklame war gestern, heute heißt’s Werbung

15.08.2009 Trends

Klementine, Tilly, Frau Sommer, Herr Kaiser, Ulrike Jokiel, Dieter Bürgi, die Mutter aller Schnäppchen oder Käpt’n Iglo. Alles „Personen“, ohne die unser Land heute vielleicht ein kleines Stück ärmer wäre. Seit 60 Jahren begleitet uns die Werbung und ihre Protagonisten nun im täglichen Leben.Hier ein kleiner Rückblick:

Bereits im Deutschen Reich war – durch ein modernes Druckgewerbe und eine Filmwirtschaft belegt – eine weit entwickelte Werbebranche erkennbar. Konsumforschung, Auflagenkontrollen und
Beobachtung des Werbemarktes mit Hilfe von Statistiken waren bereits verbreitet. So wurde z. B. eine Milliarde Reichsmark im Jahr 1935 für die Kommunikation ausgegeben. Nach dem Krieg wurde sozusagen eine neue „Ära“ geschrieben. Radiospots waren bereits 1954 gang und gäbe. Durch den ersten TV-Werbespot im November 1956 wurde das Waschmittel „Persil“ bekannt gemacht – allerdings fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zu dem Zeitpunkt hatten nämlich erst knapp 700.000 Haushalte ein Fernsehgerät zur Verfügung. Stärkste Werbeträger sind – damals wie heute – die Tageszeitungen. Bei der Online-Werbung ist natürlich ein deutlicher Anstieg erkennbar, der sich durch die Nutzerentwicklung begründet: 2008 gab es gut 40 Millionen Nutzer, 1997 nur 4 Millionen. Und so sieht die deutsche Werbung im Zeitraffer aus:
1949-1959 Strichmännchen und Reime sind bei Werbetreibenden und Agenturen äußerst beliebt. Die Reklamesteuer nicht so.
1959-1968 Vom Wirtschaftswunder in die Swinging Sixties: ein neues Lebensgefühl und die schnelle technische Entwicklung bei Print und TV bestimmen die Werbung der 60er Jahre.
1969-1978 Die wilden Siebziger mit Afri-Colas, Jägermeistern und Pril-Blumen. Die 68er verließen die Straßen, dafür gingen die Verbraucherschützer auf die Barrikaden. Apropos Straße: in der Ölkrise ging kaum noch was.
1979-1988 Die Grünen ziehen in den Bundestag ein. Das Öko-Bewusstsein greift um sich, Anglizismen erobern die Werbesprache und der Eiserne Vorhang öffnet sich einen Spalt weit.
1989-1998 Deutschland wird wiedervereint, wir gewinnen gegen Argentinien einstellig, die Postleitzahlen werden fünfstellig. Monopole bröckeln, Computer und Internet („Datenhighway“) kommen. 1999 bis heute PCs und Internet geht’s immer noch gut. Der Werbebranche nicht mehr ganz so. Geiz wird auf einmal geil. Einige Werbemedien sind echte Urgesteine und so schnell auch nicht wegzudenken (Print, TV, Radio). Andere haben sich in den letzten Jahren dazugesellt (Online, Mobile-Marketing). Aber einessteht fest: eine neue Klementine in die Köpfe (oder besser: Herzen) der Verbraucher zu bekommen, ist bei der Fülle der Medien heute wesentlich schwieriger und kostenaufwendiger, als noch vor ein paar Jahrzehnten. Und das ist doch eigentlich ein bisschen schade, oder?
Quelle: Werben & Verkaufen