Die WM kommt nach Brasilien – koste es, was es wolle

25.06.2014 News

Das Land des Fußballs hat sich auf die Fußball-WM 2014 vorbereitet und investierte Milliarden in die Infrastruktur, Sicherheit und vor allem in den Neubau, Ausbau und die Renovierung von Fußballstadien. Die Kehrseite sieht allerdings hässlich aus und passt nicht zu dem Ideal, das man von Brasilien als aufstrebende Weltwirtschaftsmacht hat. Investiert man in die WM, dann zieht man die Gelder von anderen Sektoren ab und dies betrifft grundlegende Bereiche wie Gesundheit und Bildung.

„Globo“ hält die Bevölkerung in Schach
Noch halten die Medien die Bevölkerung und etwaige Unruhen in Schach und zeigen die Brasilianer als genussorientierte Nation. Vor allem „Globo“, der drittgrößte Medienkonzern der Welt, hat großen Einfluss. Über Demonstrationen und Proteste wird nur berichtet, wenn sie zu gewalttätigen Ausschreitungen mutieren. Über friedliche Demonstrationen wird geschwiegen. Doch allmählich werden die Stimmen lauter: Auf Facebook versuchen kritische Brasilianer auf die Missstände aufmerksam zu machen.

Die Wahrheit wird vertuscht
Im Oktober 2012 wurden arme Bewohner aus ihren Häusern vertrieben, da diese den Baumaßnahmen der WM im Wege standen. Die friedliche Demo endete im Chaos und wurde mit heftiger Polizeigewalt niedergedrückt. Dass die blutigen Ausschreitungen von der Polizei provoziert wurden, stellte Globo anders dar. Einzig über die Zerstörung eines großen, aufblasbaren WM-Maskottchens wurde berichtet. Der eigentliche Zweck der Demo wurde nicht erwähnt.

Indianer standen der WM im Weg
Neben dem Maracanã Stadion in Rio de Janeiro ereignete sich Ähnliches. Seit 1978 steht dort ein Indianermuseum, das vor ein paar Jahren von den Einheimischen zu einem Kulturzentrum umfunktioniert wurde. Es war eine lange Diskussion, ob dieses Gebäude einem Shopping Center weichen sollte. Neben dem reichsten Mann Brasiliens, Eike Batista, war auch der Gouverneur von Rio de Janeiro, Sérgio Cabral, Befürworter der Vertreibung der Indianer. Letztlich blieb das Gebäude stehen und es wurde nach Alternativen geschaut. Aber allein der Gedanke, ein Stück Kultur der Indianer abzureißen, ist für die meisten kaum nachvollziehbar. Schließlich gehört dieses schon jahrelang zu Brasilien.

Wird die WM zum Alptraum?
Es bleibt abzuwarten, ob die Situation in Brasilien eskaliert oder die Unruhen weiterhin unterdrückt werden können. Dass es generelle Probleme beim Projekt „Fußball WM 2014“ gibt, ist längst durch die in Verzug geratenen Baupläne bekannt. Das Stadion in Porto Alegre ist selbst nach einer WM-Woche noch eine große Baustelle und Sichtblenden sollen den herumliegenden Schutt und Müll verbergen. Allerdings sind diese Probleme nichts gegen die Brutalität und Ungerechtigkeit, die die Bewohner erleben. Es bleibt zu hoffen, dass dieBetroffenen durch Internet und Medien mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommen und die große Fußball-WM nicht zu ihrem Alptraum wird.

 

Quellen:
Brasilienwm.de
Latina-press.com
Nzz.ch
Faz.net