Testdorf Haßloch – Einwohner entscheiden über Supermarktprodukte

02.09.2014 Trends

„Nehme ich nun das blaue oder doch das rosa Duschgel?“ Diese Entscheidung eines Einwohners in Haßloch könnte das Ende des Konkurrenz-Produktes im Supermarkt bedeuten.

Ein Kauf – entscheidende Folgen
Eigentlich gehen wir, ohne groß zu überlegen, in einen Supermarkt und kaufen gerade das, was wir auch benötigen. In Haßloch, in der Rheinland-Pfalz, läuft dies etwas anders ab. Was Haßlocher einkaufen, das wird auch in allen anderen Supermärkten Deutschlands in die Regale gestellt. Was sie nicht kaufen, bekommen andere erst gar nicht zu Gesicht. Die Einwohner testen Waren, bevor sie deutschlandweit verkauft werden.

Der Otto Normalverbraucher
Dunkelhaarig, Mitte 30 und 1,80 m groß. So sieht der durchschnittliche männliche Konsument in Deutschland aus. 3.000 von 10.000 Haushalten spielen freiwillig Versuchskaninchen für zukünftige Produkte in deutschen Supermärkten. Diese Käufer sind so ausgewählt, dass sie den Durchschnitt der deutschen Bürger im kleinen Kreis nachstellen.

Testdorf Haßloch
Ausgewählt wurde Haßloch deshalb, weil dieser Ort eine Bevölkerungsstruktur aufweist, die nach verschiedenen Kriterien dem deutschen Durchschnitt sehr nahekommt. In der Altersstruktur und den sozialen Schichten. Auch nimmt Haßloch eine Mittelstellung zwischen städtischer und dörflicher Struktur ein.

Der Ablauf
Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) betreibt seit 1986 einen bundesweit einzigen Testmarkt. Die Käufer werden an den Kassen dazu aufgefordert, ihre GfK-Chipkarte vorzulegen, damit die Daten automatisch an die GfK übermittelt werden. Alle sechs Supermärkte (außer Aldi) und Drogerien Haßlochs sind somit in Kontakt mit der GfK. Und weil das alles noch nicht genug ist, begleitet die GfK den Kunden sogar bis ins Wohnzimmer. Schließlich werden viele Produkte erst gekauft, nachdem sie übers Fernsehen bekannt wurden. Dafür steht in zwei Drittel der Haushalte eine GfK-Box auf dem Fernseher, die das Sehverhalten der Zuschauer registriert und weiterleitet. Somit sehen die Bewohner Haßlochs Werbespots, die ein paar Kilometer weiter noch niemand gesehen hat oder vielleicht auch nie sehen wird.

Das Ergebnis
Die GfK lernt somit die Käufer bestimmter Produkte ganz genau kennen und kann ihren Auftraggebern wie Coca Cola, Bahlsen oder Henkel, genaue Informationen übermitteln. Sie weiß, welches Duschgel der Kunde benutzt oder sogar, ob ein Single mit hohem Verdienst eher zu teuren oder eher zu preiswerteren Produkten greift. Die Erfahrungen, ob ein Produkt gut oder schlecht verkauft wird, stimmen zu 90 % mit späteren Marktdaten überein.

 

Quellen:
Sueddeutsche.de
Wikipedia.de