2015 beherrschte kein Thema so sehr die deutsche Medienlandschaft wie die Flüchtlingskrise. Doch was Politiker und zuständige Behörden ins Schwitzen brachte und bringt, sorgte anderswo durchaus für Erwartungsfreude. Denn die Flüchtlinge sind motiviert, eine Arbeit zu finden, sind zudem teilweise gut ausgebildet und in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft besteht ein Fachkräftemangel.
Die rechtliche Situation
Zuerst einmal gilt es hierbei die rechtliche Situation in Deutschland zu beleuchten. In den ersten drei Monaten ist es Asylsuchenden nicht erlaubt einer Beschäftigung nachzugehen. Danach muss für die meisten Berufe eine Vorrangprüfung durchgeführt werden. Das heißt, dass Flüchtlinge nur dann für einen Job in Frage kommen, wenn EU-Bürger für diesen nicht zur Verfügung stehen. Diese Prüfung entfällt erst nach 15 Monaten.
Außerdem erübrigt sich die Vorrangprüfung für diejenigen, die eine anerkannte Ausbildung in einem sogenannten Engpassberuf haben. Für hochqualifizierte Fachkräfte besteht zudem die Möglichkeit eine „Blaue Karte EU“ zu erwerben und somit das Verfahren zu umgehen. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise schlägt eine Aussetzung der Vorrangprüfungsregelung für zwei Jahre vor.
Möglichkeit zur Fachkräftesicherung in Deutschland
In einer Umfrage der IHK Anfang des Jahres unter deutschen Unternehmen, sahen 63% in der Flüchtlingskrise einen Ansatz zur Fachkräftesicherung (10% zeigten sich pessimistisch). Ganze 43% gaben an, die Möglichkeit, im eigenen Unternehmen Flüchtlinge als Fachkräfte zu beschäftigen, grundsätzlich positiv zu sehen. 24% der Unternehmen äußerten sich hierzu negativ.
Wichtige Gründe, die Unternehmen von der Beschäftigung von Flüchtlingen abhalten, sind unzureichende Sprachkenntnisse, die unklare Aufenthaltsrechtsituation und Ungewissheit bei der Einschätzung der Qualifikation der Bewerber.
Wie nehmen Unternehmen die Chancen wahr?
Generell stehen die Konzerne in Deutschland der Beschäftigung von Flüchtlingen im eigenen Unternehmen offen gegenüber. Doch bisher werden diesen zumeist nur Stipendien und Praktika angeboten. Heraus sticht die Kampagne von Daimler. Der Vorstandvorsitzende der AG, Dieter Zetsche kündigte die gezielte Suche nach potentiellen Arbeitnehmern unter Asylsuchenden an. Und die ersten Syrer und Iraker konnten eine Ausbildungsstelle in Werken von Daimler schon finden.
Auch viele mittelständische Unternehmen sind auf der Suche nach geeigneten Arbeitskräften – vor allem im deutsche Handwerk gibt es hier große Lücken. Doch auch wenn es der Handwerkskammer München gelungen ist, für die Asylsuchenden 1200 Lehrstellen und Praktikumsplätze zu schaffen, so haben doch bisher nur wenige Flüchtlinge Glück bei der Jobsuche gehabt. Neben den rechtlichen Schwierigkeiten lag das vor allem an den oben aufgezählten Vorbehalten bei Unternehmen.
Initiativen ergreifen die Initiative
Um das zu ändern, hat Rechtsanwalt Paul Schmitz die Initiative „Mygrade“ ins Leben gerufen. Denn neben Unterstützung bei rechtlichen Fragen, sei es vor allem wichtig den ersten Kontakt zu Unternehmen herzustellen. Ohne diese Hilfe haben Flüchtlinge heute noch oft nur wenig Chancen auf ein Vorstellungsgespräch.
Für ihre Bachelorarbeit haben die beiden Kommunikationsdesign-Studenten David Jakob und Philipp Kühn die Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörse „Workeer“ speziell für Flüchtlinge entwickelt. Und damit stießen sie auf großen Zuspruch. Mitte November waren auf der Seite über 1000 Bewerber und 1700 Stellen aufgelistet. Mit Initiativen wie diesen können Flüchtlinge und Unternehmen zusammengebracht werden und die Flüchtlinge können erste Erfahrungen und Meriten auf dem deutschen Arbeitsmarkt sammeln – und wenn es erstmal nur über ein Praktikum ist.
Quellen:
Spiegel.de
IHK.de